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Goodbye Novemberblues: Zucchini-Relish und gestrickte Socken. Vom Nähstübchen aus Heinersdorf.


November. Draußen werden die Tage kürzer und dunkler. Hinzukommt der aktuelle Lockdown, der unser Leben erneut einschränkt. Da fällt es manchmal schwer, sich zu motivieren.

Wie wäre es, sich gute Laune zu verschaffen? Sich mit guten Dingen zu beschäftigen, die nicht nur ablenken, sondern auch sinnvoll sind? Hobbyklassiker boomen in diesen Zeiten wie nie zuvor. Regina Adam hat gleich mehrere. Unsere heutige Rezeptgeberin kocht nicht nur ein hervorragendes Zucchini-Relish - das prima zu Wild- und Huhngerichten passt - sondern geht auch der guten, alten Handarbeit nach. Sie trifft sich mit sieben weiteren Frauen im Nähstübchen in Heinersdorf. Ob gestrickt, gehäkelt oder genäht, das "Handgemachte" wird mit Liebe, KnowHow und am Puls der Zeit hergestellt. Mittlerweile hat sich das Nähstübchen auf Traditionsmärkten einen Namen gemacht. Das Wichtigste jedoch für alle: Handarbeit verbindet und macht glücklich. Welche Geschichte steckt hinter diesem Handarbeitskreis? Warum ist Handarbeit so wertvoll? Und wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf das Miteinander aus? Regina Adam plaudert aus dem "Nähstübchen":


Die Weiße Landtafel (WL): Liebe Frau Adam, seit wann gibt es das Nähstübchen?

Regina Adam: Das Nähstübchen gibt es seit 2016. Ursprünglich war es ein Integrationskreis. In Heinersdorf wurden Flüchtlinge aufgenommen und den Frauen wollte man die Möglichkeit geben, sich zu integrieren und zu beschäftigen. Als das nicht mehr notwendig war, entstand daraus das Nähstübchen.

WL: Wie oft treffen Sie sich normalerweise?

Regina Adam: Wir treffen uns immer mittwochs.

WL: Welche Handarbeiten mögen die Leute?

Regina Adam: Sie mögen Kindersachen, die man nicht im Laden kaufen kann, z.B. genähte Pumphosen, kleine Halstücher oder Mützen aus wunderschönen Stoffen mit Kindermotiven. Beliebt sind auch gestrickte Socken.

WL: Gibt es Trends?

Regina Adam: Im Moment sind Beani-Mützen im Trend oder gehäkelte Netze. Auch weihnachtliche Geschenkbeutel oder Brötchenbeutel mögen die Leute sehr.

WL: Wie gehen Sie jetzt zu Coronazeiten mit den Kontaktbeschränkungen im Nähstübchen um? War es wertvoll und wichtig für Sie, dass Sie sich in dieser Zeit hatten und haben.

Regine Adam: Als der erste Lock-Down war, haben wir uns nicht getroffen, wir wollten kein Risiko eingehen. Nach den Lockerungen haben wir uns dann wieder getroffen. Nun ist ein erneuter Lockdown, der schränkt uns auch wieder ein. Die gemeinsame Zeit fehlt uns sehr. Für uns ist es schon wichtig, gemeinsame Zeit zu verbringen.

WL: Beobachten Sie ein gestiegenes Interesse anderer Menschen am Handarbeiten?

Regina Adam: Ja, sehr sogar. Als die ersten Lockerungen waren, hatten wir in unserem Nähstübchen drei "Neuzugänge".

WL: Was ist das Schönste an Ihren Treffen? 

Regine Adam: Das Schönste ist, dass wir eine Truppe sind, die gut zusammenpasst. Gemeinsames Kaffee trinken, den neuesten Klatsch auswerten, Ratschläge geben und sich gegenseitig unterstützen. Wir sind zum Teil Rentner und Alleinstehende. Da ist es wichtig, einen Anlaufpunkt zu haben um "rauszukommen".

WL: Was bedeutet Ihnen das Handarbeiten persönlich?

Regina Adam: Mir persönlich bedeutet das Handarbeiten, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Ich stricke und häkel. Es ist toll zu sehen, wie etwas Schönes entsteht. Es ist schon fast wie eine Sucht. Ich nutze jede freie Minute dafür. Ich hatte eine Phase, wo ich zu nichts Lust hatte. Als es mir wieder besser ging, entdeckte ich das Handarbeiten wieder neu, und es hat mir sehr geholfen, wieder gesund zu werden und zu bleiben.

WL: Haben Sie Kindheitserinnerungen? Gab es Mütter oder eine Großmutter, die früher ebenfalls gehandarbeitet haben?

Regine Adam: Von meiner Oma habe ich stricken und häkeln gelernt. Früher hat man viel selbst gemacht, und daran hatte ich Freude.

WL: Warum ist das Nähstübchen wichtig?

Regine Adam: Für uns bedeutet Handarbeiten soziales Engagement. Wir arbeiten freiwillig und ohne Lohn, einfach so für einen guten Zweck. Man kann Menschen aus der sozialen Einsamkeit holen, wie durch Krankheit oder einem Schicksalsschlag. Man kommt mit Menschen in Kontakt und kann sich um deren Wohlbefinden kümmern. Und ganz wichtig: Es macht Spaß.

WL: Wo stellen Sie Ihr "Handgemachtes" aus?

Regine Adam: Wir verkaufen unsere Sachen meist auf Märkten, wie z. B. auf dem City-Flohmarkt Frankfurt oder dem Kreativmarkt in Bad Saarow. Da kommen unsere Sachen gut an. Dann sponsern wir kleine selbstgemachte Dinge für den monatlichen Seniorengeburtstag in der Gemeinde. Manchmal kommen auch Leute und äußern Wünsche, was sie gern hätten. So habe ich jetzt z. B. drei Paar Overknees-Strümpfe gestrickt.

WL: Gibt es während der Treffen im Nähstübchen auch etwas zu essen?

Regine Adam: Zu Beginn wird immer Kaffee getrunken. Da bringt jeder etwas mit. Mal selbst gebackenen Kuchen zum Geburtstag oder was Herzhaftes.

WL: Wer hatte die Idee mit dem Chutney für die Weiße Landtafel?

Regine Adam: Die Idee hatte ich. Das Rezept war von einer Tante meines Mannes.

WL: Welche Message möchten Sie den Lesern in diesen Zeiten mit auf den Weg geben?

Regine Adam: Jetzt, wo unser Leben so eingeschränkt ist, ist es schön und ganz wichtig, so gut es geht, soziale Kontakte zu pflegen. Es ist wichtig, sich zu beschäftigen, nicht in Lustlosigkeit zu verfallen. Das gute Gefühl, jemanden glücklich zu machen, macht auch dich glücklich. Handarbeiten ist eine Variante.

WL: Danke, liebe Frau Adam, für das tolle Gespräch.


(Das Gespräch führte Helke Baltz)


Kontakt

Ansprechpartnerin: Regina Adam, Hauptstraße 37, 15518 Heinersdorf


Rezept Zucchini-Relish:

Zutaten:

1 kg Zucchini

1 große Zwiebel

4 El Curry

1 El Salz

3 "Kappen" Essigessenz

1/2 TL. Peperoni oder Paprika

500 g Gelierzucker 2:1


Zubereitung:

  • Zucchini und Zwiebel kleinschneiden.

  • mit dem Gelierzucker, Curry, Salz und Essig ansetzen und fünf Minuten kochen lassen.

  • Mit Peperoni oder Paprika würzen.

  • abkühlen lassen.

  • passt zu Wild, Huhn, Fisch oder auch Käse.



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