
Wie erleben Mütter ihren Alltag in der Coronazeit? Und wie backt man einen locker-flockigen Blaubeer-Baiserkuchen? Nicole Ewert aus Frankfurt (Oder), die der Weißen Landtafel in der Rubrik „Leckerer Pfiff“ bereits manch‘ feine Gerichte verraten hat, plaudert heute für Sie, liebe Leser, aus dem Nähkästchen. Authentisch, menschlich, lebensnah und motivierend.
Die Weiße Landtafel (WL): Nicole, du bist Mutter zweier Kinder. Wie laufen die Corona-Ferien in diesem Jahr mit den Kindern bei euch zuhause?
Nicole: Etwas komisch ist es schon. Die Kinder haben Fernweh, sind aber sehr verständnisvoll. Wir genießen die gemeinsame Zeit, befassen uns wieder mehr mit der Natur und den Kleinigkeiten im Leben. So hat diese Zeit wohl auch etwas Gutes. Man besinnt sich wieder auf die wichtigen Dinge im Leben und saugt kleine Erlebnisse auf, wie ein Schwamm. Alles scheint viel intensiver.
WL: Man verbringt mehr Zeit miteinander. Konntest Du Deine Kinder ‚besser‘ kennenlernen?
Nicole: Oh ja, das konnte ich. Obwohl ‚besser‘ vielleicht nicht das richtige Wort ist. ‚Bewusster‘ finde ich passender. Wann hat man schon die Zeit, so viel Dreisamkeit zu genießen?! Ich bin unheimlich stolz, mit welchem großen Verständnis und welcher Rücksichtnahme meine beiden Mädels mit dieser Situation umgehen.
WL: Wie haben deine Kinder darauf reagiert, als du das erste Mal eine Maske aufgesetzt hast? Wie gehen sie selber mit der Situation um?
Nicole: Wir haben viel darüber gesprochen. Warum ist es notwendig, was bewirkt es. Kinder gehen mit neuen Situationen ja viel besser um als Erwachsene. Solange man ihnen alles ordentlich erklärt. Meine Kinder sind vier und acht Jahre alt. Ich habe für meine große Tochter und mich extra schöne Masken gestaltet. So war das erste Mal nicht ganz so befremdlich. Richtig wohl haben wir uns aber alle nicht in dieser neuen, irrealen Situation gefühlt.
WL: 20 Sekunden lang sollte man sich mindestens die Hände waschen. Das kann für Kinder eine echt lange Zeit sein! Hattest du einen Trick, wie sie Spaß an der Sache gefunden haben?
Nicole: Da gibt es wohl einiges, was man ausprobiert hat. Da war diese „Händewaschlied“, der kleine Virus, der auf die Hand gemalt wurde. Da gab es Händewasch-Wettbewerbe usw. In der Zwischenzeit ist es einfach zur Routine geworden.
WL: Eltern wird in diesen Zeiten gerne vorgeworfen, sie jammern viel. Homeoffice und die Schul- oder Kindergartenkinder zuhause miteinander unter einen Hut zu bekommen - das stellt so manchen Haushalt auf den Kopf. Welche Erfahrungen hast du gemacht oder was berichten befreundete Eltern?
Nicole: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es einfach war. Es war eben eine neue Herausforderung. Die hieß für mich: vormittags Schule mit der Großen. Ihr genug Ruhe beim Lernen zu gönnen und nebenbei die kleine Maus zu beschäftigen. Am Nachmittag hat man versucht, den Kindern etwas Ausgleich zu geben. Und jede freie Minute am Tag wurde genutzt, um selber zu arbeiten. Oder eben dann, wenn die Kinder im Bett waren. Es gab eine Menge Nachtschichten. Es war anders. Natürlich auch anstrengend. Aber genauso anstrengend war es eben auch für die Kinder. Die viel Rücksicht nehmen mussten, ihre Freunde nicht sehen dürften, Mama auch arbeiten lassen mussten. Ich kann nur sagen, nach dieser Zeit schätzt man die Pädagogen noch viel mehr als vorher. Ich möchte meinen Kinder lieber in der Mamarolle erhalten bleiben. Ich bin dankbar, dass es mir möglich war, meine Arbeit weiterzuführen. Und wir sind alles gesund. Das ist das Wichtigste.
WL: Für die Bundesliga, Biergärten und auch Autohäuser haben sich die Politiker in dieser Zeit sehr engagiert. Denkst du, die Eltern sind vernachlässigt worden?
Nicole: Das ist eine komplizierte Frage. Also erstmal denke ich, dass wir alle nur einen Bruchteil von den Medien vermittelt bekommen. Einen Bruchteil von dem, mit was sich unsere Politiker wirklich täglich beschäftigen. Und einer fühlt sich ja immer vernachlässigt. Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, was für jede einzelne Person wichtig oder eben weniger wichtig erscheint. Es ist nun mal eine Ausnahmesituation. Niemand war darauf vorbereitet oder weiß, welche Entscheidungen richtig oder falsch sind. Natürlich herrscht ein gewisses Unverständnis für manche Entscheidungen. Aber mal im Ernst. Könnten wir die besseren Entscheidungen treffen? Wissen wir, welche Entscheidungen richtig und wichtig sind, und welche eben nicht?!
WL: Was würdest du dir als Mutter von unseren Politikern wünschen? Einen Hausbesuch und einen Tag in deinem Haushalt zu hospitieren?
Nicole: Ein Hausbesuch wäre sicher interessant und spannend. Für alle Beteiligten. Ich finde es grundsätzlich immer gut, sich in eine, für mich unbekannte Situation zu begeben, um besser handeln zu können.
Genauso interessant wäre es wohl auch für viele, einen Tag im Politikeralltag zu hospitieren, um zu sehen, warum welche Entscheidungen getroffen werden.
WL: Corona bedeutet auch, dass man neue Wege gemeinsam entdeckt und gehen kann. Gibt es positive Dinge, die du der Coronakrise abgewinnen kannst?
Nicole: Ja! Ich bin dankbarer und achtsamer geworden. Ich nehme den Alltag intensiver und bewusster wahr, und mein Leben wurde entschleunigt. Man hängt oft in diesem Arbeitsalltag fest, agiert schon fast automatisiert.
Diese ganze Zeit, sie regt zum Umdenken an.
WL: Hast du zuhause mit deinen Kindern neue Dinge gemeinsam entdeckt?
Nicole: Ja, tatsächlich. Wenn die Zeit für Me-Time wegfällt, macht man eben vieles gemeinsam. Meine Kinder haben oft mit mir Yoga gemacht. Wir haben gemeinsam gelesen und unseren kompletten Alltag gemeinsam bewältigt. Das war eine großartige Erfahrung und hat uns noch mehr verbunden.
WL: Du hast der Weißen Landtafel schon tolle Rezepte zur Verfügung gestellt. Du kochst und backst gerne - helfen deine Kinder dir dabei?
Nicole: Meine Kinder helfen mir sehr gern. Meist kommt sogar von ihnen der Wunsch, gemeinsam etwas zu kochen oder zu backen. Und es ist jedesmal ein tolles Erlebnis.
WL: Viele kochen in der Coronazeit mehr und probieren Sachen aus. Kochst du abwechslungsreicher und gesünder in der Zeit?
Nicole: Tatsächlich ja. Es fehlt einfach die Zeit dafür im normalen Alltag. Grundsätzlich versuchen wir uns immer bewusst und gesund zu ernähren.
Jetzt hatte man eben täglich die Zeit dafür, gemeinsam neue Rezepte auszuprobieren.
WL: Dein Rezept Blaubeer-Baiserkuchen - was ist das Besondere?
Nicole: In all meinen Rezepten versuche ich immer, mit wenigen Zutaten etwas Leckeres zu zaubern. Es macht einfach Spaß.
WL: Die Herbstzeit beginnt. Da ist man mehr drinnen. Die Coronazahlen steigen leider wieder. Hast du einen Tipp für unsere Leser, wie man sich die kommenden Wochen „gut“ gestalten kann?
Nicole: Positiv bleiben. Dankbar sein und die Situation zu akzeptieren, wie sie nun einmal ist. Es hilft nicht zu protestieren. Versteh‘ mich nicht falsch. Ich bin kein Mensch, der die Dinge so hinnimmt, ohne zu hinterfragen. Im Gegenteil.
Aber man muss eben auch abwägen, in welchem Maß dies gut ist, und was ich damit bezwecken kann. „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Diese Worte helfen mir oft, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Habt Freude und seid dankbar, lebt bewusst.
WL: Liebe Nicole, vielen Dank für das tolle Gespräch und deine anregenden Gedanken. Und danke dir für das leckere Blaubeer-Baiser-Kuchenrezept!

Fotos von Nicole Ewert
Rezept Blaubeer-Baiser-Kuchen
Zutaten:
Für den Bröselboden:
200g Vollkornbutterkekse
110g geschmolzene Butter
Für den Belag:
4 Eiweiß
200g Zucker
1 EL Puddingpulver Vanille
200g Blaubeeren
Zubereitung:
Kekse im Mixer klein mahlen, Butter schmelzen und alles vermengen.
In eine Runde Springform verteilen und leicht andrücken. Kalt stellen.
In der Zeit, Eiweiß steif schlagen und nach und nach Zucker untermischen, bis die Masse glänzt. Puddingpulver unterheben.
Blaubeeren waschen und unterheben.
Auf der Bröselmasse verteilen und ab in den warmen Ofen. Bei 130 Grad 30 Minuten backen.
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